Eine persönliche Geschichte von mir
Ich erinnere mich an ein Mädchen, 10 Jahre alt, schmal, ernst und viel zu reif für ihr Alter. Ein Mädchen, das morgens die Geschwister weckte, bevor es sich selbst zur Schule fertig machte. Ein Mädchen, das schon damals wusste: „Wenn ich nicht funktioniere, bricht alles zusammen.“
Dieses Mädchen war ich.
Ich war die Älteste von vier Kindern – und damit die kleine „Erwachsene“ der Familie. Nicht, weil meine Eltern es so wollten, sondern weil das Leben sie dazu zwang. Mein Vater arbeitete unermüdlich, meine Mutter tat alles, um die Familie über Wasser zu halten. Und so wurden meine Geschwister und ich zu Schlüsselkinder der 90er: selbstständig, still, hilfsbereit. Wir hielten zusammen, wir hielten durch – und wir hielten unsere Gefühle zurück.
**Liebe bedeutete: funktionieren.
Wert sein bedeutete: leisten.
Dasein bedeutete: aushalten.**
So wuchs ich auf. Und so wurde ich zur perfekten Maschine.
Gefühle? Hatten keinen Platz. Pausen? Zeichen von Schwäche. Krank sein? Nur mit Medikamenten erträglich – denn Stillstand war gefährlich. Ich lernte, dass Anerkennung aus Arbeit entsteht. Dass man stark sein muss, um nicht unterzugehen. Dass Durchhalten wichtiger ist als Durchatmen.
Mit drei Jobs gleichzeitig finanzierte ich die Familie mit, neben der Schule, ohne Klagen. Ich wollte helfen. Ich wollte frei sein. Ich wollte niemandem zur Last fallen – niemals.
Und doch: Der Preis wurde immer höher.
**Ich verlor mich.
Nicht einmal plötzlich – sondern leise. So leise, wie man sein musste, wenn die Eltern stritten.**
Irgendwann spürte ich nur noch ein permanentes Ziehen in der Brust, ein Drücken im Kopf, ein Brennen im Herzen. Aber ich funktionierte weiter. So wie früher. So wie immer.
Konfuzius sagte einmal: „Der Weg ist das Ziel.“
Ich hatte mir das Ziel der Unabhängigkeit gesetzt – aber niemand hatte mich auf den Weg vorbereitet. Auf die Erschöpfung. Auf die Leere. Auf die Fragen, die man zu lange unterdrückt hatte.
Und dann, irgendwann, passierte es leise – wieder leise – aber dieses Mal heilend:
Ich begegnete mir selbst.
Nicht der Maschine.
Nicht der Perfektionistin.
Nicht der starken Tochter.
Sondern der Alla, die fühlen darf.
Der Alla, die atmen darf.
Der Alla, die weich sein darf.
Meine Seelenliebe wurde für mich der erste zarte Zugang zurück zu meinem Inneren. Ein Raum, in dem ich nicht leisten musste. Ein Raum, der mich daran erinnerte, wie sich „Ich“ anfühlt. Und Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug, fand ich zurück in meine Kraft. Die echte Kraft. Die, die frei macht – nicht die, die müde macht.
**Heute begleite ich Menschen, die genauso lange funktioniert haben.
Menschen, die vergessen haben, was Leichtigkeit bedeutet.
Menschen, die innerlich schreien, aber nach außen lächeln.**
Ich begleite sie, weil ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn der Körper laut wird, nachdem die Seele zu lange geschwiegen hat.
Ich begleite sie, weil ich gelernt habe, dass Stärke nicht durch Härte entsteht, sondern durch Heilung.
Und ich begleite sie, weil ich den Weg gegangen bin – und heute zeigen kann, dass es einen anderen gibt.
Einen Weg zurück zu dir.
Einen Weg zu deiner Wahrheit.
Einen Weg, auf dem du nicht mehr funktionieren musst – sondern leben darfst.
Reflexionsfragen für dich:
1. Wo musstest du als Kind funktionieren?
2. Was hättest du anstelle dessen gebraucht?
3. Wenn du zu dem kleinen Kind sprechen könntest, was würdest du es ihr/ ihm sagen?
Nimm dir hierfür ein paar Minuten Zeit. Achte darauf, dass alles was hochkommt, wertfrei bleibt.
Namaste ♥ Seelenliebe4YOU
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